Dass sich der klassische Journalismus nicht mehr auf klassische Weise refinanzieren lässt, also mit Werbung, Einzelverkauf und Abonnenten, ist lange erwiesen. Ebenso, dass es bislang keinem Verlag gelungen ist, alternative Erlösmodelle zu entwickeln. Diese Feststellung trifft zumindest auf die Ware Journalismus zu. Ansonsten verticken Verlage inzwischen alles, was ein paar Euro Gewinn verspricht, vom Haustierbedarf (Burda) bis zum 3D-Drucker (Gruner + Jahr).
Auch Crowdfunding und Gemeinnützigkeit scheinen auf Dauer wenig geeignet, den Kapitalbedarf für Qualitätsjournalismus verlässlich zu sichern. Am Ende bleibt die bittere Einsicht: Journalismus wird zwar gelesen, egal ob gedruckt oder digital. Aber kaum ein Nutzer ist bereit, dafür einen Obulus zu entrichten.
Das war die Lage – bis jetzt. Nun aber hat das Duo aus Axel Springer und Samsung mit seiner App Upday die internationale Bühne betreten und eine neue Form von Journalismusfinanzierung in die Praxis umgesetzt: Springer sorgt für die Redaktion von Upday – und Samsung, die Nummer zwei im weltweiten Smartphone-Geschäft, zahlt die Zeche.
In Zeiten, in denen das Innovationspotenzial der Hardware ausgereizt und die Geräte trotz verschiedener Hersteller austauschbar geworden sind, braucht die Industrie neue Differenzierungsmerkmale. Ein eigener hochwertiger Medienservice, global ausgerichtet, ist ein solches Merkmal, mit dem man Käufer anziehen will.
Gewiss, auch Apple wird mit seinem nächsten iOS-Update eine vorinstallierte App „Apple News“ anbieten, für die 50 Inhaltelieferanten verpflichtet werden konnten. Aber die Idee von Upday reicht weiter. Hier werden nicht bloß Inhalte aus verschiedenen Medienquellen zusammengeführt, sondern eine eigene Redaktion versorgt ein weltweites Publikum mit eigens kreierten Qualitätsinhalten.
Im wahren Geschäftsleben wäre ein solches Projekt für jeden Verlag ruinös. Samsung hingegen bezahlt das Projekt Upday aus der Portokasse – ähnlich wie Jeff Bezos, dessen Sparstrumpf auch nach dem Kauf der Washington Post noch prall gefüllt sein dürfte. Bezos verkaufte seinen Coup als Mäzenaten-Romanze. Das war geflunkert, denn natürlich nutzt Bezos die Washington Post, um neues Geschäft zu generieren.
Auch Samsung finanziert den Upday-Journalismus nicht aus Mildtätigkeit. Aber spricht etwas dagegen? Warum sollte unabhängiger Journalismus nicht auch dann möglich sein, wenn ihn Samsung bezahlt? Würde der Hardware-Gigant Einfluss nehmen auf die Inhalte, die die Springer-Redaktion über Upday ausspielt, wäre der Eklat programmiert. Nein, auf den ersten Blick hat das Modell nur zwei Gewinner: Springer avanciert auf einen Schlag zum global wahrnehmbaren Inhaltelieferanten. Und Samsung sichert seinen weltweiten Marktanteil.
Wird das bislang Unvorstellbare zukunftsfähig: Rettet die Industrie den Journalismus?